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Was ist Sucht und ab wann bin ich süchtig?

Datum: 23.11.2021

Bei dem Wort Sucht denken wir in der Regel direkt ans Rauchen, an Alkohol und an harten Drogen wie zum Bespiel Heroin. Klar, davon sind auch die meisten Menschen, die mit dem Thema Sucht konfrontiert sind, betroffen. Nach aktuellen Schätzungen gibt es in Deutschland:

  • ca. 16 Mio. Raucher 
  • ca. 1,7 Mio. Alkoholabhängige
  • ca. 1,1 bis 1,4 Mio. Medikamentenabhängige
  • ca. 100.000 bis 150.000 Drogenabhängige („harte” Drogen wie Heroin)

Jährlich sterben in Deutschland mindestens 110.000 Menschen vorzeitig an den Folgen von Tabakkonsum. Weitere 40.000 Menschen sterben an den schädlichen Folgen des Alkoholkonsums. Hinzukommen etwa 1300 Todesfälle jährlich in Folge illegalen Drogenmissbrauchs. Diese Zahlen sprechen für sich. Es gibt jedoch noch andere Süchte, die auf den ersten Blick harmlos erscheinen, allerdings trotzdem zur Abhängigkeit führen können, wie beispielsweise Handykonsum, Glücksspiel und sogar Sex. Wir haben für Dich hier einige Infos zu diesem Thema zusammengefasst. Vielleicht hast Du Dir ja selbst auch schon einmal die Frage gestellt: “Bin ich süchtig?” 

WAS IST SUCHT?

Als Sucht bezeichnet man eine psychische oder physische Abhängigkeit von einer Substanz oder einem Verhalten. Diese chronische Abhängigkeit führt zu einem extremen Verlangen die Art an Befriedigung oder positiven Gefühlen zu empfinden.
Wie bereits erwähnt, gibt es viele verschiedene Arten von Suchtmöglichkeiten. Vielleicht kennst Du es ja sogar selbst aus Deinem Alltag: das Handy ist permanent in der Hand oder zumindest im Blick? Du kannst es kaum erwarten das neue Game täglich auf der Play Station zu zocken? Den ständigen Wunsch sein Bewusstsein mit Alkohol oder Drogen zu dämpfen usw. ? Es kann ein sehr schmaler Grad zwischen vertretbarem Konsum und Abhängigkeit sein.

junge Frau in Entspannungspose

Süchte entstehen meist aus einem seelischen Bedürfnis heraus. Dies kann der Wunsch nach Stressabbau und Entspannung sein oder auch nach Anregung und Wohlbefinden. Finde für Dich selbst heraus, was Du brauchst, damit es Dir gut geht. Und vor allem auch, wie Du dies ohne Suchtmittel erreichst. Wie wär’s zum Beispiel mit Entspannungsübungen, Sport, Naturerlebnisse, etc.
Das Schlüsselwort lautet hier: „Achtsamkeit“.

Als „Nicht-stoffgebundene-Abhängigkeiten” gelten Glücksspiel, Computerspiel- oder Internetsucht aber auch Arbeitssucht oder Sexsucht. Krankhaftes Stehlen (Kleptomanie) oder Brandstiften (Pyromanie) werden medizinisch nicht zu den Suchterkrankungen gezählt. Diese Verhaltensauffälligkeiten werden als Störungen der Impulskontrolle zusammengefasst, d.h. der Patient kann seine Handlungen nicht bewusst steuern. Körperliche Abhängigkeitsanzeichen treten im Gegensatz zu den meisten Suchterkrankungen nicht auf.

WARUM ENTSTEHT EINE SUCHT?

Sucht ist keine Charakterschwäche! Dies möchten wir hier ganz klar sagen. Gemäß der Sucht-Definition handelt es sich bei Sucht um eine Krankheit, die auf einer Fehlregulierung im Gehirn beruht. Die Ursachen für eine Suchterkrankung sind vielfältig. Neben der genetischen Veranlagung kommen psychologische und soziale Faktoren hinzu, die eine Person in die Sucht abrutschen lassen. Wir haben hier für Dich einige der Hauptanzeichen, die auf eine Sucht hindeuten können, zusammengefasst: 

  • Starkes Verlangen
    Wunsch/Zwang zu konsumieren
  • Kontrollverlust
    Keine Kontrolle wann, wie viel, wie lange konsumiert wird
  • Abstinenzunfähigkeit
    Verzicht ist nicht möglich
  • Toleranzbildung
    Körper & Geist gewöhnen sich an die Mengen und fordern mehr
  • Entzugserscheinung
    Schwitzen, Frieren, Zittern, Gliederschmerzen, Schlafstörung usw.
    Bei Verhaltenssüchten treten oft Aggressivität auf
  • Rückzug vom Sozialleben
    Wer in einer Suchtgefangen ist, verliert das Interesse an sozialen Kontakten, Hobbys, Beruf usw. 

Ebenfalls typische Merkmale einer Sucht sind die Schuldgefühle nach dem Konsum, das Verheimlichen des Suchtverhaltens, bis hin zur Leugnung.

WAS PASSIERT EIGENTLICH IM GEHIRN WÄHRENDDESSEN?

In unserem Vorderhirn ist der Sitz des menschlichen Belohnungssystems. Es wird von dem Botenstoff Dopamin stimuliert. Dieser löst Zufriedenheit und Freude aus. Sein Wirken verspürt man direkt in Form des Wunsches nach Wieder­holung, denn die Suchtstoffe stimulieren das Belohnungssystem ebenfalls. Man spricht hierbei auch von einem so genannten “Kick”. Der Wunsch danach, dieses Gefühl zu erleben, wird immer größer, wodurch man sehr schnell in einem Teufelskreis gelangt. 
Diese “Über-Belohnung” bzw. der Wunsch nach diesem Gefühl kann dazu führen, dass die Suchtgefährdeten andere Bedürfnisse immer mehr vernachlässigen und das Suchtmittel in den Fokus des Betroffenen rückt.

WELCHE SÜCHTE GIBT ES? HIER EINE AUSWAHL:

AUSSTIEG AUS DER SUCHT

Mann mit Kaupzenpulli und Schild am Straßenrand

Welche Art der Hilfe für Betroffene das Beste ist, muss individuell entschieden werden. Um eine Sucht zu überwinden, bedarf es professioneller Unterstützung. Wichtig ist, dass der Betroffene dazu auch selbst bereit ist und dadurch auch motiviert ist durchzuhalten.

Wir haben weiter unten auf der Seite einige Anlaufstellen aufgeführt.
Sei mutig – lass Dir helfen.

SUCHT VORBEUGEN

Eine Sucht schleicht sich meist unbemerkt ins Leben. Vorzubeugen und die Warnzeichen rechtzeitig zu erkennen, ist nicht ganz leicht. Besonders wachsam sollten Menschen sein, in deren Familien es bereits Abhängigkeits-Erkrankungen gibt oder gab. Denn Sucht hat eine starke genetische Komponente. Dennoch gibt es einiges, das Du tun kannst:

+Halte Dich von Substanzen fern, die schnell süchtig machen. Dazu gehören neben den illegalen Drogen wie Crack, auch legale wie Nikotin.

+Beschränke Dich auf gelegentlichen und vor allem bewussten Konsum. Der Griff zu Bierflasche oder zum Glas Wein sollte nicht zur Routine werden, über die man gar nicht mehr nachdenkt.

+Wenn Freunde, Kollegen oder Familienmitglieder Dich auf Deinen Konsumverhalten ansprechen, nimm es unbedingt ernst.

+Wenn der Konsum von (legalen oder Illegalen) Substanzen oder bestimmte Verhaltensweisen (Essen, Shoppen oder Computerspielen) immer wieder außer Kontrolle gerät, such Dir frühzeitig Hilfe bei einer Beratungsstelle. (siehe unten)

CO-ABHÄNGIGKEIT: TIPPS FÜR ANGEHÖRIGE

Person mit Bierflasche wird von anderer Person tröstend umarmt

Definition: Co-Abhängigkeit betrifft Angehörige von Suchterkrankten, deren Leben überschattet und mit der Sucht verstrickt ist. Sie entwickeln oft Strategien im Umgang mit der Erkrankung, die ihnen selbst schaden.

Wie Du siehst, ist dieses Thema sehr umfänglich. Solltest Du Fragen haben, oder Dir unsicher sein, wende Dich am Besten direkt an eine der unten aufgeführten Beratungsstellen. Auf der Internetseite von “Focus” kannst Du testen, ob Du im Allgemeinen vielleicht Suchtgefährdet bist.

Weitere Tests zu diesem Thema findest Du auch auf der Website von Suchtmittel.de

HILFE UND SELBSTHILFE

Deutsche Hauptstelle für Suchtanfragen (DHS)

BZgA – zum Thema Suchtprobleme 

Sucht und Drogen Hotline (www.sucht-und-drogen-hotline.de): 01805 – 31 30 31 (rund um die Uhr / kostenpflichtig)

Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de): 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 (rund um die Uhr)

Quellen:
www.netdoktor.de
www.bzga.de
http://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org
www.focus.de
www.suchtmittel.de